Das traurige Schicksal der abenteuerlustigen U-Bootinsassen auf dem Tauchgang zur Titanic hat mich in den letzten Tagen arg mitgenommen. Die Tiefe-mein Unterbewusstsein hat mich dadurch, glaube ich, zur Auseinandersetzung mit dem Zeichnen mit Tiefenwirkung geführt.
Dreidimensionalität auf dem zweidimensionalen Blatt ist eine lllusion, eine Täuschung des Auges.
Der Eindruck eines Tiefenraumes entsteht durch den bewussten Einsatz von Linien, die z.B. die Dicke einer Wand zeigen, Balkone hervorspringen oder Türen im Eingangsportal zurückweichen lassen. Ein haptischer Eindruck entsteht, wir haben das Gefühl, die Zeichnungselemente berühren zu wollen und es gar zu können. (Natürlich gibt es noch Vieles mehr, um Tiefe im Bild darzustellen, z.B. Licht, Schatten, Überlappung, Farbe…)
Felix Scheinberger ist ein Meister der Technik der Dreidimensionalität. Ich habe ihn gefragt, ob ich eines seiner unglaublichen Bilder in meinen Blogbeitrag setzen darf und er hat zugestimmt. (Danke, Felix!)
https://www.felixscheinberger.de/#drainting Das Bild ist aus dem Buch Drainting, das ich Euch wärmstens empfehlen möchte.
@felixscheinberger auf Instagram

Abbildung mit persönlicher Zustimmung von Felix Scheinberger
Seht Ihr, wie die Balkone hervorspringen, die Türen hinter den Rollläden zurückweichen, der Erker in unser Blickfeld drängt? Das Bild lebt, es ist Aktion darin, wir sehen viel mehr als Architekturelemente. Das Bild ‚wächst‘ in die Welt hinein.

Das muss man sich schon trauen, jetzt noch etwas Eigenes zu posten. 🙂 Dies ist besagte Skizze, die ‚meerestiefeninspiriert‘ entstanden ist. Tiefenwirkung entsteht durch genaue Beobachtung. Wie dick ist die Wand am Fenster, wieviel sehe ich von dem Fensterrahmen, wo habe ich Untersicht?

Manchmal sieht man Zeichnungen, in denen Fenster in der Flucht so gezeichnet werden, als würde man von vorne darauf schauen. In Wirklichkeit aber sehen wir nur einen schmalen Spalt. Wenn ich von der Seite schaue, sehe ich nur auf einer Seite Wand und Rahmen. Der Rest ist verdeckt. Auch Türen stehen nie ganz vorne, sie stehen immer ein wenig zurück hinter Mauern, Treppenstufen oder einem kleinen Portal.
Sucht Euch einmal ein Fenster oder eine Tür und schaut ganz genau hin. Zeichnet Mauern, Rahmen, Vorsprünge und Eingangsplateaus. Ihr werdet später immer wieder in Euren Zeichnungen davon profitieren.
Perfektioniert haben diese Technik übrigens Trompe l’oeil-Maler bereits in der Renaissance. Hier wird das Auge des Betrachters in die Irre geführt durch gemalte Kuppeln, die es gar nicht gibt oder Menschen, die aus Rahmen steigen. Schaut Euch einmal das Gemälde ‚Der Kritik entfliehen‘ von Père Borell del Caso an, das 1874 entstand. https://de.wikipedia.org/wiki/Pere_Borrell_del_Caso
Ich sende Euch liebe Grüße aus ‚der TIEFE meines Herzens‘!
Habe die Ehre! Stefanie
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