Kennt Ihr das? Ihr zeigt einer Freundin ganz stolz einen Sketch, den Ihr gezeichnet habt. Ein kurzer Blick, ein knappes „Schön!“ und ein kleiner Stich der Enttäuschung in Eurem Herzen.
Warum schaut sie sich das denn nicht mal richtig an?
Heute gibt es Tipps, das Auge des Betrachters im Bild zu halten. Hoch manipulativ? Will ich so die Aufmerksamkeit erregen wie die Frau, die zu einer Gartenparty im roten Samtkleid mit Beinschlitz auftaucht oder der Mann, der bei jeder Gelegenheit darauf hinweist, dass er mit Banksy gut befreundet ist?
Ja, ich will! Ich möchte, dass Menschen meine Sketches anschauen. Und Ihr doch auch, oder?
Tipps zum Einfangen des Betrachters in meinen Sketch
Wir haben gestalterische Möglichkeiten, das Auge des Betrachters durch unseren Sketch zu führen.
Menschen versuchen immerzu, Szenen in ihrem Leben auf bedeutsame Elemente hin zu untersuchen und organisieren. Stellt Euch vor, Ihr tretet aus Eurem Haus auf die Strasse. Sofort scannt Ihr die Umgebung, beobachtet Bewegungen der Menschen, um vorherzusagen können, was sie im Schilde führen, schätzt Gefahren ein. Bedeutsam sind hier vor allem Gesichter und Körperhaltungen. Rot und grelles Grün werden als Signalfarben schneller wahrgenommen als Blau.
Auch Eure Bilder werden so getrackt und Persönlichkeiten und sich wiederholende Farben ziehen das Auge an wie ein Magnet. Wenn ihr meinen Sketch anschaut, werdet Ihr unbewusst die Haltung der Personen analysieren. Auch wird Euer Auge ziemlich sicher von einem roten Gegenstand zum nächsten springen. Durch das Dreieck von rotem Auto, Rücklicht und Boot werdet Ihr durch eine Kurve von roten Tupfen zurück ins Bild geleitet.
Ihr fragt: „Was, wenn die Farbe in der Szene gar nicht vorkommt?“ Dann setzt einfach Farbkleckse an Schilder, Häuserdächer oder in Fenster. Niemand wird überprüfen, ob das Orange im vorletzten Fenster der unteren Reihe wirklich vorkommt.

Gebt Euren Farben Gspusis im Sketch
Keine Farbe sollte traurig isoliert sein. Gebt ihr Freunde, zu denen sie Verbindung aufnehmen kann. Verbindung ist alles. Das Grün meines Autos wiederholt sich in den Fenstern und im Hintergrund, dem Grün der Natur. So entsteht eine wunderbare Harmonie.
Eine weitere Verbindung kann über Schatten entstehen. Die Schatten der Personen im Vordergrund verbinden diese mit dem Auto und haben außerdem die gleiche Richtung wie die Schatten auf der Hauswand.
Alles, was sich in eine Richtung bewegt oder gleichartiges Verhalten aufweist, wird als zusammengehörig empfunden. Bei diesen beiden Personen könnt Ihr das sehen. Man nennt das Gesetz in der Gestaltpsychologie das Gesetz des gemeinsamen Schicksals. Ist das nicht schön?

Diese Verbundenheit zu sehen, weckt Gefühle an Liebe, Freundschaft, Familie, ist also was fürs Herz. Und alles fürs Herz lässt Menschen Kunst anschauen.
Ich gebe Euch hiermit die Erlaubnis, manipulativ die Herzen Eurer Bildbetrachter anzurühren. Bei schweren Folgen der Manipulation übernehme ich allerdings keine Haftung.
Habe die Ehre!
Stefanie
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